Schon am nächsten Tag hatte Andrea bei mir angerufen und einen Online-Termin vereinbart. Ich freute mich schon, von Lillys Fortschritten zu hören. Doch Andrea wollte gar nicht über ihre Tochter sprechen.
„Kann es sein, dass ich auch Linkshänderin bin? Ich hatte doch schon bei der Testung von Lilly so ein Gefühl. Manchmal habe ich richtige Blackouts. Kann das passieren, wenn eine Linkshänderin viele Jahre mit der rechten Hand schreibt? Haben vielleicht meine Rechtschreibprobleme auch damit zu tun?“
Damit hatte ich nicht gerechnet. So vereinbarten wir einen Termin für Andreas Testung.
- Fortsetzung folgt – Bist du auch schon neugierig? Was haben deine Kinderbilder mit der Händigkeit zu tun?
Eine andere Art der Diskriminierung linkshändiger Menschen findet derzeit regelmäßig in der
Wissenschaft statt: Linkshändige Probanden werden ganz bewusst aus neurologischen wissen-
schaftlichen Studien ausgeschlossen.
Linkshänder werden in solchen Studien ungern oder nicht erfasst, da es, so wird argumentiert, zu
große Unterschiede in der Informationsverarbeitung der Gehirne von Linkshändern und Rechts-
händern gäbe. Um Unterschiede in den Daten zu verringern, werden Linkshänder also ausge-
schlossen, um so eindeutigere und signifikante Forschungsergebnisse zu bekommen. Prakti-
scherweise erspart man sich dadurch auch die Suche und Exploration linkshändiger Probanden-
gruppen.
Schätzungsweise ein Viertel bis ein Fünftel der Menschheit ist linkshändig. Daher sind wissen-
schaftliche Erkenntnisse, die unter Ausschluss dieser wichtigen Bevölkerungsgruppe gewonnen
werden, im Grunde nicht repräsentativ für ein möglichst genaues Bild vom menschlichen Ge-
hirn.
Indem man so tut, als würden die von rechtshändigen Probanden stammenden Daten über
das Gehirn für die gesamte menschliche Population gelten, negiert man die Diversität des
menschlichen Gehirns
Ganz schön diskriminierend!
Was denkst du darüber?