Warum die Händigkeit beim Schreibenlernen so entscheidend ist

Warum die richtige Händigkeit für die Lust am Lernen entscheidend ist

 

Manchmal erscheint die einfache Lösung auch als die beste – aber das ist sie nicht immer. Viele Eltern - gerade von linkshändigen Kindern - denken beim Schreibenlernen: „Wäre es nicht leichter, wenn mein linkshändiges Kind einfach mit rechts schreibt? Dann wäre es wie die anderen.“ Klingt erstmal logisch. Doch diese vermeintliche Abkürzung entpuppt sich schnell als energiezehrender Umweg – im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn wenn ein Kind nicht mit der dominanten Hand schreiben lernt, läuft im Gehirn nicht alles rund. Es entstehen Umleitungen, die Konzentration, Gedächtnis und Lernfreude bremsen. Vergleich es mit einem Stau auf dem Weg zur Arbeit: Du kommst irgendwann an, aber bist völlig erschöpft.

 

Und genauso geht es deinem Kind – jeden Tag. Schreibenlernen braucht eine starke Basis. Und die beginnt mit der richtigen Hand - mit der angeborenen Händigkeit.

 

 

Was du aus diesem Artikel mitnehmen kannst

  • Händigkeit ist keine Nebensache – sie ist die Basis für gesundes Lernen.
  • Die dominante Hand spart Energie, stärkt das Gedächtnis und unterstützt die kognitive Entwicklung.
  • Linkshändigkeit ist keine Schwäche, sondern eine besondere Form der neuronalen Vernetzung.
  • Jedes Kind verdient es, mit seiner natürlichen Händigkeit schreiben zu lernen.

Was ist Händigkeit – und warum ist sie so wichtig?

 

Händigkeit beschreibt die natürliche Bevorzugung einer Hand bei feinmotorischen Tätigkeiten wie Schreiben, Schneiden oder Zähneputzen. Die dominante Hand ist dabei besser mit den zuständigen Gehirnarealen vernetzt. Sie kann feinere, flüssigere Bewegungen ausführen – mit weniger kognitivem Aufwand.

 

Warum Kinder mit ihrer dominanten Hand schreiben lernen sollten:

  • Mehr Präzision beim Schreiben

  • Bessere Hand-Auge-Koordination

  • Schnellerer Lernerfolg

  • Weniger Konzentrationsprobleme

  • Mehr Freude am Schreiben

 

Wenn Kinder mit der falschen Hand schreiben, entstehen im Gehirn Umwege. Das bremst nicht nur den Schreibfluss, sondern auch die gesamte kognitive Entwicklung.

 

Die neuronalen Netzwerke in der dominanten Gehirnhälfte sind besser vernetzt. Dadurch entsteht weniger Reibung – und mehr Energie bleibt für Konzentration, Denken und Kreativität. Studien mit bildgebenden Verfahren zeigen: Schreiben mit der dominanten Hand aktiviert gezielt die relevanten Areale – und das ist entscheidend für:

 

  • Die Entwicklung der Schreibmotorik (Graphomotorik)

  • Das Einprägen von Buchstaben

  • Den Aufbau von Schreibflüssigkeit

  • Die Gedächtnisleistung

  • wirklich die gesamte kognitive Entwicklung

Warum wir zwei Hände haben – und wie genial sie zusammenarbeiten

 

Stell dir vor, du schälst eine Orange. Eine Hand hält fest, die andere schält geschickt. So funktioniert unser System:

  • Die dominante Hand führt aus, präzise und feinmotorisch.

  • Die nicht-dominante Hand unterstützt, stabilisiert und hilft.

Das ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis einer ausgeklügelten neurologischen Arbeitsteilung. Bei Linkshändern ist das System sogar oft noch flexibler und vielfältiger.

 

Die Steuerung beider Hände erfolgt über ein bihemisphärisches Netzwerk, bei dem beide Gehirnhälften eng zusammenarbeiten. Die alte Vorstellung, dass die rechte Hand nur von der linken Hirnhälfte und umgekehrt gesteuert wird, ist überholt. Die Realität ist viel komplexer – und faszinierender.

 

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Schreiben ist Hochleistungssport fürs Gehirn

 

Beim Schreiben laufen im Kopf mehrere Prozesse gleichzeitig ab. Es ist eine der komplexesten motorischen Aufgaben, die Kinder in ihrer Entwicklung lernen.

Diese Gehirnareale sind beim Schreiben aktiv:

  • Prämotorischer Cortex – plant Bewegungen

  • Motorischer Cortex – steuert die Finger

  • Broca-Areal – verarbeitet Sprache

  • Parietaler Cortex – verarbeitet räumliche Informationen

  • Kleinhirn – koordiniert die Bewegungsabläufe

Studien mit bildgebenden Verfahren (z. B. EEG, fMRT) zeigen: Beim Schreiben mit der dominanten Hand werden diese Hirnregionen effektiver aktiviert. Das führt zu:

 

  • Flüssigeren Schreibbewegungen

  • Weniger Energieverbrauch im Gehirn

  • Besserem Buchstabenverständnis

  • Stärkerer Gedächtnisleistung

 

Warum Linkshändigkeit kein Nachteil ist – sondern ein Talent

 

„Aber Linkshänder haben es doch schwerer im Leben, oder?“ – Diese Frage höre ich oft. Die Antwort: Nein! Linkshändigkeit ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen für eine besondere neuronale Vernetzung im Gehirn.

Neurologische Vorteile von Linkshändern:

  • Flexiblere Verbindungen zwischen den Gehirnhälften

  • Gleichmäßigere Aktivierung beider Hemisphären

  • Höheres kreatives und motorisches Potenzial

 

Das Gehirn von Linkshändern ist oft weniger streng lateralisiert. Das bedeutet: Beide Seiten des Gehirns arbeiten stärker zusammen. Und genau diese Zusammenarbeit ist bei komplexen Aufgaben wie Schreiben besonders wertvoll.

Warum „Umlernen“ beim Schreiben schädlich ist

 

Wenn ein Kind mit der falschen (nicht-dominanten) Hand schreiben lernt, wirkt das wie eine ständige mentale Umleitung. Es muss ständig bewusste Steuerung leisten, was normalerweise automatisch passiert. Und das hat Folgen:

  • Höherer Energieverbrauch im Gehirn

  • Weniger Fokus auf Inhalte

  • Langsamerer Lernfortschritt

  • Frustration und Schulstress

 

Stell dir vor, du müsstest plötzlich alles mit deiner nicht-dominanten Hand machen – schreiben, tippen, malen. Es wäre anstrengend, oder? Genau so fühlt es sich für Kinder an, wenn ihre natürliche Händigkeit unterdrückt wird.

 

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Schreibmotorik gezielt fördern – mit der richtigen Hand

 

Die Entwicklung der sogenannten Graphomotorik – also der Schreibbewegung – hängt eng mit der Händigkeit zusammen. Nur wenn Kinder mit der richtigen Hand schreiben, kann das Gehirn automatisierte Abläufe entwickeln.

Vorteile beim Schreiben mit der dominanten Hand:

  • Schnellere Automatisierung von Buchstabenformen

  • Weniger Konzentration auf das Wie

  • Mehr Fokus auf Inhalte

  • Verbesserte Merkfähigkeit

 

Je früher Eltern und Pädagog:innen die dominante Hand erkennen und fördern, desto leichter fällt der Schuleinstieg – besonders in der 1. Klasse.

 

Mini-Übung für dich: So fühlt sich Umleitung an

 

Schnapp dir einen Stift und ein Blatt Papier.

  1. Male mit deiner dominanten Hand fünf Kreise und fünf Dreiecke.

  2. Wiederhole das mit deiner nicht-dominanten Hand.

  3. Schreibe deinen Namen – einmal mit rechts, einmal mit links. Abwechselnd.

Wie hat es sich angefühlt?

War es leicht? Oder ungewohnt und anstrengend? Stell dir jetzt vor, du müsstest immer mit der anderen Hand schreiben. Jeden Tag. In der Schule. Beim Aufsatz. In der Klassenarbeit.

 

Jetzt kannst du besser verstehen, wie es sich für ein Kind anfühlt, das gezwungen wird, mit der falschen Hand zu schreiben.

 

Fazit: Feiere die natürliche Händigkeit deines Kindes

 

  • Händigkeit ist ein Geschenk – egal ob rechts oder links.
  • Es ist kein Makel, kein Nachteil, keine Herausforderung, die „angepasst“ werden muss.
  • Sondern eine Chance. Ein Startpunkt. Ein Weg zu einem entspannten, erfolgreichen und freudvollen Lernen.

 

 

Also: Lass dein Kind schreiben – mit der Hand, die zu ihm passt. 💚

 

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